Und ja, ich war bei einer Psychologin; aber die Therapie wurde dann abgebrochen; ich fand es nämlich sehr überflüssig und belasten, immer die sog. leibliche 'Mutter' ins Spiel zu bringen, wobei ich ständig betonte, dies doch bitte zu unterlassen . . .adoptiv
Meine Meinung: Deine leibliche Mutter (auch Dein leiblicher Vater) haben mehr mit Deiner desolaten psychischen Verfassung zu tun, als Du zugestehen möchtest. Mein Sohn hatte auch nie die Absicht, seine Herkunft zu suchen, obwohl wir ihm das des Öfteren nahelegten. Dann wurde er von der Familie gefunden, ließ sich auf eine Beziehung ein, die sich aber nicht nach seinen Vorstellungen gestaltete, was ihn veranlasste, sich wieder weitgehend zurückzuziehen. Aber ich war erstaunt, wie gut ihm das Kennenlernen dieser Familie tat, er war und wirkte von da ab sehr viel selbstsicherer und selbstbewusster, so als hätte er mit einem male seine Mitte gefunden, obwohl er und wir nie daran dachten, dass ihm die fehlte - er hatte von außen her keine Probleme mit seinem Status. Vermutlich besteht ein Zusammenhang damit, dass er nun selbst aus sich heraus die Entscheidung getroffen hatte/treffen konnte, wohin er gehörte, wobei zuvor wohl unterschwellig immer noch die Weggabe in seiner Psyche eine Rolle spielte, die ja ohne sein Einverständnis erfolgte. Er managt heute die Beziehung zu seiner Herkunft nach eigenem Gefühl und Wellenschlag (ganz sporadisch), was die Familie mittlerweile auch akzeptiert.
Ein peruanisches Sprichwort ist in dieser Konstellation an Weisheit unübertrefflich:
"Ohne unsere Wurzeln können wir nicht gedeihen". Das ist wirklich der Fall. Man braucht sich ja gar nicht viel mit ihnen abzugeben, man sollte sie aber persönlich kennen. Vermutlich wärest Du dann auch in der Lage, Dich selbst zu entscheiden, wo Du hingehörst (zur einen oder zur anderen Familie, das kommt auf Dich an) und könntest dann den Leuten, die Dich ständig auf Adoption reduzieren (möglicherweise, weil Du bestimmte Signale aussendest), ganz klar signalisieren oder sagen, dass die Adoption in Deinem Leben absolut keine Rolle mehr spielt und sie damit mundtot machen. Dann dürfte sich die Last, die Du zur Zeit mit Dir herumträgst, aufgelöst haben und keine Rolle mehr spielen.´
Möglicherweise war dieser Weg auch die Intention der Psychologin, aber Deine Ablehnung Deiner Herkunft gegenüber ließ eine weitere Behandlung nicht zu. Natürlich bist Du frei, nach Deinen eigenen Vorstellungen zu leben und zu handeln, aber wirklich frei ist man dann nie, wenn man in einer einigermaßen harmonischen inneren Ausgewogenheit leben möchte, weil naturgegebene Regeln auch zu beachten und zu berücksichtigen sind.
Wünsche Dir, dass Du den Weg findest, der Dich die adoptiv-bedingten Schwierigkeiten überwinden lässt, wie auch immer.