@ Hans1: Es bedeutet mir viel, dass Du das so schreibst. Danke. Du hast Recht: Die leibl. Mutter hatte es im Leben immer schwer und natürlich versucht sie mit Alk und Drogen dem zu entfliehen, aber das ist doch auch keine Rechtfertigung einem Kind sowas anzutun... die Behörden müssten versuchen mehr zu helfen, damit die leibl. Mutter aus diesem Loch wieder herauskommt... aber das ist ja leider nicht immer so leicht. Ich sage Dir, es war so krass ein Baby im Arm zu halten das so heftig zuckt und die Augen verdreht, weil es auf Entzug ist... echt ungerecht wie ich finde. So hilflose kleine Wesen...
Johanne
Das Problem ist, wie oft, dass es im Grunde nicht das Problem des Amtes ist, sondern der betreffenden Person. Es hilft nichts wenn das Amt mehr hilft, solange die Person mental nichts aendert. Es gibt fuer Drogensuechtige ja wirklich Hilfe, Entzugsanstalten, Therapien, aber es ist ein Drehtuermechanismus. Die Ursachen der Sucht sitzen meistens so tief, dass diese Menschen nur mit sehr strenger Selbstdisziplin und einer Tiefenanalyse frei werden koennen. Und die Aemter muessten schneller reagieren, aber die Buerokratie schleppt sich. Ich hatte einen Freund in Deutschland, er war suechtig und wollte unbedingt weg. Er hatte eine Frau und ein Baby. Er wartete und wartete, Woche um Woche, dass sein Antrag auf einen Therapieplatz durch die Krankenkasse genehmigt wird.
Es kam nichts. Er hat das Vertrauen verloren. Er ging in ein Stundenhotel, setzte sich den "Goldenen Schuss", eine Ueberdosis Heroin und starb. Ich war bei seiner Beerdigung. Ein Tag danach kam Post von der Kasse, die Therapie ist bewilligt. (Seine Witwe hats mir mitgeteilt) Er war 27, seine Frau 24. Und das Baby ein paar Wochen jung.
Absurd, absurd.
Ich kenne dein Gefuehl. Ich habe in den 80er Jahren mal kurz in einem Heim fuer koerperlich und geistig Behinderte gearbeitet. Da war ein Buendel Mensch, nicht groessre als ein 4-jaehriges Kind, war "erwachsen", so 22 Jahre, war blind, alles verkuemmert und verbogen, die Haende verbogen, die Arme, aber sie lachte, sie strahlte, du, wenn sie eine Maennerstimme hoerte. Es ging mir sehr tief ins Herz. Nie vergessen.
Nein, die Sucht rechtfertigt nicht das Verhalten der Mutter und ich tu es auch nicht. Aber das ist das Problem der Suechtigen, sie sehen die Welt wie unter einem umgekehrten Fernglas, sie sehen einzig und allein iher Sucht, alles andere verschwindet. Es ist das, was wir als Asozial bezeichnen, es interessiert nicht mehr der Naechste, die Verantwortung, es interessiert nur noch der Stoff. Arme Menschen. Es gibt ein hervorragendes Buch "Kapitulation, Aufgang einer Krankheit" , so in den 80ern geschrieben, ein hoch begabter Autor beschreibt seine Sucht ueber Jahre, wie er fast die ganze Familie zerstoerte, im Dreck landete, Buchstaeblich, verpisst, verdreckt, alles egal. Und nur unter Mueh herausfand durch die AA. Gibts sicher im Antiquariat.( gibt es bei Amazon, Ernst Herhaus | ISBN: 9783257214512 | ).
Diese Menschen sind endlos bedauernswert. Sie kennen keine Liebe mehr, kein Mitgefuehl, nur noch den Stoff. Ja, sie sind wirklich Krank, seelisch und koerperlich.
Hoch beachtenswert dass ihr dennoch das Kind nahmt, und nicht selektiert habt, sondern den Menschen nehmt wie er ist, mit all seinen bedauerlichen Schwaechen. Es tun nur sehr wenige.
Warte ab, meine Erfahrung ist, dass so Menschen wie die Mutter eines Tages zur Besinnung kommt und erkennt dass sie alles verlor und sie nackt und alleine steht und das ist der Moment wo sie eine Entscheidung treffen kann, mal nach den Kindern zu schauen, so ein Stueck Mutterliebe ist auch in schwer Suchtkranken.
Ich wuensche euch auf jedenfall Staerke und Ausdauer und Geduld und dem Kleinen alle Liebe der Welt und eure natuerlich.
Was waere das Leben ohne die Liebe?
Ja, schade dass das Forum nur noch schwach besucht ist.
Saludos.