Selbstverstaendlich sind sog. Adoptiveltern keine Roboter.
Doch meiner Erfahrung nach ist es mehr die Seite der Adoptionswilligen, die gegen die leiblichen Eltern stehen, als umgekehrt. Das haengt wohl auch ein wenig mit gesellschaftlicher Verachtung zusammen, die (vor allem) Muetter trifft, die ihr Kind weg geben.
Ich denke auch nicht, dass ein Elternteil, das sein Kind, aus welchen Gruenden auch immer, weg gab, unbedingt Verstaendnis fuer jene Mensch aufbringen muss, die das Kind haben wollen.
Denn erste tun etwas aus Leid, Schmerz, Verzweiflung. Und zweitere aus Freude, Lust und Besitzdenken (sehr pauschal natuerlich jetzt gesagt, man muss da schon den Einzelfall sehen).
Das bedeutet ja, aufgrund "meines" Leides erfreut sich ein anderer Mensch.
Ich finde diese gesellschaftliche Verachtung gegenüber Eltern, die ihre Kinder weggeben, genau wie du nicht in Ordnung.
Zu deinen Gedanken betreffend Verhältnis Herkunftseltern - Adoptiveltern. Ich finde es falsch, den Adoptiveltern generell einmal Besitzdenken zu unterstellen. Ein Kinderwunsch hat immer etwas mit Freude und auch Egoismus zu tun. Da unterscheiden sich leibliche Eltern nicht von Adoptiveltern. Ich finde, es ist ein Unterschied, ob sich jemand erfreut, weil er Vater oder Mutter wird oder ob er sich im Leid der Herkunftseltern suhlt, was in den wenigsten Fällen so sein wird. Adoptiveltern freuen sich in erster Linie darüber, dass ihr Kinderwunsch erfüllt wird. Dass diese Freude nur möglich ist, weil ein anderer Leid erfährt, ist leider eine traurige Tatsache. Es macht aber die Adoptiveltern nicht für das Leid verantwortlich.
Ob du Gefühlen von Adoptiveltern gegenüber Verständnis aufbringen möchtest, sei natürlich dir überlassen. So dürfte es auch für eine Frau, die sich unbedingt ein Kind wünscht und keines haben kann, schwierig sein, für diejenige Frau Verständnis aufzubringen, die ihr Kind weggibt. Dennoch plädiere ich eben dafür, lieber einmal mehr als einmal weniger den Blickwinkel zu wechseln.
Dass sich Adoptionswillige (Der Begriff "Eltern" hat fuer mich eine andere, weil auch traditionelle Wertung, da es etwas mit Zeugung zu tun hat) keinesfalls im Leid der leiblichen Eltern suhlen, ist ja klar, das ist ja auch nur deine Deutung, auf so einen Gedanken kam ich gar nicht.
Und dass diese Menschen keinesfalls fuer das Leid der abgebenden Eltern verantwortlich sind, ist auch klar, auch das habe ich nicht gesagt (und denke es auch nicht).
Sondern es ging mir um diese Gleichmacherei, alle haben fuereinander Verstaendnis und alle sind froh.
Das stimmt halt so nicht.
Das ist zwar wirklich gut gemeint und ich verstehe die Intention, dennoch stimme ich da nicht unbedingt zu.
Warum ich das "haben" mit einfuegte: weil adoptionswillige Menschen meistens behaupten es ginge allein um das Glueck des Kindes, und das stimmt ja halt nicht,das ist nur ein Bestandteil, ein "Nebeneffekt", denn es geht erst mal um das Glueck der Adoptionswilligen. Wenn es um Glueck fuer ein Kind ginge, koennte man auch die Verantwortung ueber ein Kind in einem anderen Land uebernehmen, dessen Schule und Ausbildung begleichen und so etwas zum Glueck und der Zukunft dieses Menschen beitragen und dabei auch wissne, da kann eine leibliche Mutter ihr Kind behalten!
Aber genau darum geht es halt dann doch nicht.
Das Glueck des Kindes wird bei Adoptionswilligen als Argument oft genug vorgeschoben, wie man hier imnmer wieder liest.
Natuerlich wollen sie ein Kind haben, also Besitzen. Ich habe jedoch noch nie gehoert dass zukuenftige leibliche Eltern sagen: Lass uns ein Kind gluecklich machen, lass es uns zeugen.
Das ist halt dann doch der Unterschied (den ich hier nicht als Wert sehen will).
Was den Wechsel des Blickwinkels betrifft - nun ja, sowie ich es mitbekomme ist es in Deutschland mittlerweile ueblich geworden um Himmelswillen keine eigene klare Meinung mehr zu haben, sondern immer radikal Tolerant den anderen sehen und akzeptieren.
Das ist fuer mich Gleichmacherei, die nichts mit Wirklichkeit zu tun hat, sondern zu allen lieb sein will.
Oder wie Klaus Kinski so richtig sagte: "Schlechtes Benehmen halten die Leute doch nur deswegen für eine Art Vorrecht, weil keiner ihnen aufs Maul haut."
Saludos